Evangelium: Joh 9, 1-47
Ein ganzes Kapitel nimmt sich das Johannes-Evangelium Zeit, um die Geschichte von einem Menschen (ja, Mensch – nicht Mann. gegen EÜ) zu erzählen, der blind geboren wurde. Schnell wird klar, hier geht es nicht um Vergangenes, sondern darum, dass das Evangelium seinen Hörer*innen die Augen aufgehen lassen möchte.
Erzähler (E): Im Vorbeigehen sah Jesus einen Menschen, blind von Geburt.
Sch: Rabbi, wer hat gesündigt? Er selbst? Oder haben seine Eltern gesündigt, sodass er blind geboren wurde?
Jesus (J): Weder er noch seine Eltern haben gesündigt, sondern das Wirken Gottes soll an ihm offenbar werden. Wir müssen, solange es Tag ist, die Werke dessen vollbringen, der mich gesandt hat;
es kommt die Nacht, in der niemand mehr etwas tun kann. – Solange ich in der Welt bin, bin ich das Licht der Welt.
E: Als er dies gesagt hatte, spuckte er auf die Erde; dann machte er mit dem Speichel einen Teig, strich ihn dem Blinden auf die Augen und sagte zu ihm:
J: Geh und wasch dich im Teich Schiloach!
E: Schiloach heißt übersetzt: Der Gesandte. Der Mann ging fort und wusch sich. Und als er zurückkam, konnte er sehen. Die Nachbarn und andere, die ihn früher als Bettler gesehen hatten, sagten:
Stimmen: Ist das nicht der Mensch, der dasaß und bettelte?
Andere: Er ist es.
Andere: Nein, er sieht ihm nur ähnlich.
M: Ich bin es.
Stimmen: Wie sind deine Augen geöffnet worden?
Mensch (M): Der Mensch, der Jesus heißt, machte einen Teig, bestrich damit meine Augen und sagte zu mir: Geh zum Schiloach und wasch dich! Ich ging hin, wusch mich und konnte wieder sehen.
Stimmen: Wo ist er? Er sagte: Ich weiß es nicht.
E: Da brachten sie den Menschen, der blind gewesen war, zu den Pharisäern. Es war aber Sabbat an dem Tag, als Jesus den Teig gemacht und ihm die Augen geöffnet hatte. Auch die Pharisäer fragten ihn, wie er sehend geworden sei.
M: Er legte mir einen Teig auf die Augen; dann wusch ich mich und jetzt kann ich sehen.
Pharisäer: Dieser Mensch kann nicht von Gott sein, weil er den Sabbat nicht hält.
Andere: Wie kann ein Sünder solche Zeichen tun?
E: So entstand eine Spaltung unter ihnen. – Da fragten sie den Blinden noch einmal:
Pharisäer: Was sagst du selbst über ihn? Er hat doch deine Augen geöffnet.
M: Er ist ein Prophet.
E: Die Juden aber wollten nicht glauben, dass er blind gewesen und sehend geworden war. Daher riefen sie die Eltern des Geheilten und fragten sie: Ist das euer Sohn, von dem ihr behauptet, dass er blind geboren wurde? Wie kommt es, dass er jetzt sehen kann?
Eltern: Wir wissen, dass er unser Sohn ist und dass er blind geboren wurde. Wie es kommt, dass er jetzt sehen kann, das wissen wir nicht. Und wer seine Augen geöffnet hat, das wissen wir auch nicht. Fragt doch ihn selbst, er ist alt genug und kann selbst für sich sprechen.
E: Das sagten seine Eltern, weil sie sich vor den Juden fürchteten; denn die Juden hatten schon beschlossen, jeden, der ihn als den Messias bekenne, aus der Synagoge auszustoßen. Deswegen sagten seine Eltern: Er ist alt genug, fragt doch ihn selbst. – Da riefen die Pharisäer den Menschen, der blind gewesen war, zum zweiten Mal:
Pharisäer: Gib Gott die Ehre! Wir wissen, dass dieser Mensch ein Sünder ist.
M: Ob er ein Sünder ist, weiß ich nicht. Nur das eine weiß ich, dass ich blind war und jetzt sehen kann.
Pharisäer: Was hat er mit dir gemacht? Wie hat er deine Augen geöffnet?
M: Ich habe es euch bereits gesagt, aber ihr habt nicht gehört. Warum wollt ihr es noch einmal hören? Wollt auch ihr seine Schüler werden?
Pharisäer:Du bist ein Schüler dieses Menschen; wir aber sind Schüler des Mose. Wir wissen, dass zu Mose Gott gesprochen hat; aber von dem da wissen wir nicht, woher er kommt.
M:Darin liegt ja das Erstaunliche, dass ihr nicht wisst, woher er kommt; dabei hat er doch meine Augen geöffnet. Wir wissen, dass Gott einen Sünder nicht erhört; wer aber Gott fürchtet und seinen Willen tut, den erhört er. Noch nie hat man gehört, dass jemand die Augen eines Blindgeborenen geöffnet hat. Wenn dieser Mensch nicht von Gott wäre, dann hätte er gewiss nichts ausrichten können.
Pharisäer:Du bist ganz und gar in Sünden geboren und du willst uns belehren?
E:Und sie stießen ihn hinaus. Als Jesus hörte, dass sie ihn hinausgestoßen hatten, und ihn traf, sagte er zu ihm:
J: Glaubst du an den Menschensohn?
M: Wer ist das, Herr? (Sag es mir,) damit ich an ihn glaube.
J: Du siehst ihn vor dir; er, der mit dir redet, ist es.
M: Ich glaube, Herr!
E: Und er warf sich vor ihm nieder.
J: Um zu richten, bin ich in diese Welt gekommen: damit die Blinden sehend und die Sehenden blind werden.
E: Einige Pharisäer, die bei ihm waren, hörten dies. Und fragten ihn:
Pharisäer: Sind etwa auch wir blind?
J: Wenn ihr blind wärt, hättet ihr keine Sünde. Jetzt aber sagt ihr: Wir sehen. Darum bleibt eure Sünde.